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Branche
Steiermark Bahn (StB)
Murtalbahn abgestürzter Triebwagen VT31 wird geborgen

„Lebensretter Murtalbahn“ braucht selbst Rettung

[Reportage, Presseaussendung]
von R.F.

Der Unfall auf der Murtalbahn hat wieder eindrücklich aufgezeigt, dass das Verkehrssystem „Eisenbahn“ nicht umsonst das sicherste der Welt ist. Während im Straßenverkehr die Fahrzeuge durchwegs fragil, sind Eisenbahnen meist stabil gebaut.

Presse-Info & Offener Brief Salzburg 07. August 2021

Der Unfall auf der Murtalbahn, mit einem abgestürzten Triebwagen am 9. Juli 2021, hat wieder einmal eindrücklich aufgezeigt, dass das Verkehrssystem „Eisenbahn“ nicht umsonst das sicherste der Welt ist. Während im Straßenverkehr, aus Kosten- und Gewichtseinsparungs-Gründen, die Fahrzeuge ziemlich fragil gebaut werden, sind Eisenbahn-Fahrzeuge, obwohl nicht minder elegant, in der Regel extrem stabil.

Sowohl auf der Murtalbahn (links), als auch auf der Pinzgauer Lokalbahn (rechts) verkehren stabile und damit extrem sichere Fahrzeuge. In der Bildmitte sieht man den Stahlkasten des Triebwagens der Salzburger Lokalbahn, der eine Ahnung von der Stabilität vermittelt.

„Triebwagen-Mayr“ der geniale Konstrukteur

Dipl.-Ing. Gerhard Mayr (†28.09.2010) Maschinentechnischer Direktor der Steiermärkischen Landesbahnen, der selbst ein begnadeter Fahrzeugkonstrukteur war, hat diesen Schmalspurtriebwagen 1978 vollkommen selbst konstruiert und von der früheren Schienenfahrzeug-Firma Knotz in Wien bauen lassen. Diese Schmalspurtriebwagen, die definitiv so mancher Schmalspurbahn das Leben retteten, wurden später auch als Reihe 5090, anfangs von Knotz in Wien und später von Bombardier, auch von den ÖBB gekauft. Auch die Zillertalbahn beschaffte bauartgleiche Fahrzeuge.

Bemerkenswert war die Laufruhe, durch die „Mayr’sche Drehgestell-Wippe“, die vermutlich letztendlich auch den Absturz abgemildert hat. Besonders stolz war Mayr auf den stabilen Stahlkasten des Triebwagens, der sich beim Unfall so gut wie gar nicht verformt hat und somit für die Fahrgäste maximalen Schutz bietet (immer noch !) Das Prinzip des Stahlkastens ist das eines verwindungssteifen Vierkant-Rohres.

Die spektakuläre Bergung des StLB-Triebwagens VT 31 mit dem 600-Tonnenkran aus der Mur war gleichzeitig eine Art Volksfest. Es war gleichzeitig eine Art Lebenszeichen für das Wiederauferstehen der Murtalbahn. Es war auch wohl symbolhaft, dass das genau an der Landesgrenze zwischen Salzburg und Steiermark stattfand. Das Bundesland Salzburg steht zum Erhalt der Murtalbahn, die Landespolitiker der Steiermark wollen sie zerstören!

Spektakuläre Bergung mittels 600-Tonnenkran

Angeblich der größte Kran Österreichs ist dieses 600-Tonnen-Ungetüm, das sich direkt malerisch ins Murtal einfügt. Über 70 Meter transportierte dieser Kran den Triebwagen, der auf diesem Bild direkt winzig ausschaut!

Die Bergung mit einem 600-Tonnen-Raupenkran, ein Monat später zeigte eindrucksvoll den relativ unbeschädigten Wagenkasten, den man beim Transport durch die Luft sehr gut beobachten konnte.

Bei der "Luftfahrt" von 70 Metern konnte man recht gut den Erhaltungszustand erahnen. Der Rahmen und der Wagenkasten dürfte relativ wenig abbekommen haben. Ein Monat Mur-Wasser wird der Elektrik wohl weniger gut getan haben.

Da es auf der Bahntrasse keinerlei Möglichkeit gab, mittels eines Kranes das Fahrzeug zu bergen, wurde auf der anderen Seite der Mur auf einer Wiese einer der größten Kräne Österreichs, ein 600-Tonnen-Raupenkran auf einer Behelfsbühne aufgebaut. Von dort wurde der StLB-Triebwagen 31 am 6.8.2021 kurz nach 11 Uhr, nachdem 11 Personen der Wasserrettung das Fahrzeug am Kran-Gehänge befestigt haben, 70 Meter durch die Luft gehoben und gegen 11:30 Uhr am Lagerplatz abgelegt.

Um 11:00 Uhr am 6. August 2021 begann die "70-Meter-Luftfahrt" des Triebwagens VT13 der Murtalbahn

Auch wenn der Wagenkasten und der Rahmen keine gröberen Schäden haben dürften, wird die Elektrik, die Fahrmotoren und die Inneneinrichtung einen Monat im Wasser der Mur natürlich in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Die genauen Schäden und damit die Kosten werden nun in der Werkstätte der Steiermärkischen Landesbahnen in Murau erhoben.

Busunfall in Kroatien: 10 Tote und 45 Verletzte

Ebenfalls im Juli 2021 geschah ein folgenschwerer Unfall mit einem Bus aus Deutschland in Kroatien, der wegen eines eingeschlafenen Buslenkers von der Fahrbahn abgekommen ist. Während es beim vergleichbaren Unfall der Murtalbahn „lediglich 17 Verletzte“ gab, die sich alle selbst aus dem Fahrzeug befreien konnten, sind beim Busunfall in Kroatien 10 Tote und 45 Verletzte zu beklagen. Der Unterschied bei der Fahrzeugsicherheit wird hier augenscheinlich.

Die Murtalbahn wartet auf ihre Rettung !

Völlig zur falschen Zeit kamen die Überlegungen des Landes Steiermark, die Murtalbahn zu zerstören, um einen Restbetrieb mit Bussen durchzuführen. Geschmacklos war die Überlegung, den Unfall des Murtalbahn-Triebwagens als Anlass zur Demolierung zu nutzen. Ob die 17 Schüler einen gleichgearteten Unfall mit dem Linienbus überlebt hätten ist wohl mehr als fraglich! Im Gegenteil, das müsste eines der Hauptargumente zur Weiterführung und Modernisierung der Murtalbahn sein. Immer wenn, meist in 30-Jahre-Schritten, die Modernisierung der Bahnen ansteht, fällt einfallslosen Politikern ohne Visionen nur die falsche Behauptung ein, der Betrieb von Bussen sei billiger.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV hat ein europaweites Fahrzeugbeschaffungs-Programm für TramTrain-Triebwagen, also Regionalstadtbahn-Fahrzeuge ausgeschrieben. Eine zweite Tranche dürfte sich abzeichnen. Bei Schmalspurbahnen, wie bei der Murtalbahn, brauchen lediglich die Drehgestelle getauscht werden!

Die Murtalbahn, wie übrigens andere Bahnen in der Steiermark auch (Gleichenbergerbahn etc.), wartet auf eine grundlegende professionelle Modernisierung in Form der Elektrifizierung. Leider werden immer auch technische Spielereien, wie der Wasserstoff-Antrieb, in die Diskussion geworfen, die sich im Betrieb erst wieder als teuerste Variante herausstellen. Eine „Einstellungs-Diskussion“, besser „Zerstörungssucht“, einer Bahn in Kombination mit technischem Firlefanz ist eine sehr gefährliche Mischung für eine Region. Noch jede Region, in der von ideenlosen Politikern Bahnen zerstört wurden, hat diesen Schritt bereut, allen voran die „Rote-Elektrische Südlinie“ und die "Salzkammergut-Lokalbahn" in Salzburg!

Grundsätzlich muss die Murtalbahn, deren Verschwinden die westliche Obersteiermark zu einer wirtschaftlichen Krisenregion degradieren würde, völlig außer Streit gestellt werden, wie das das Bundesland Salzburg für die Tourismus-Region Lungau macht!