Vom touristischen Konzept zum Regelverkehr - Lokalbahn Feldbach - Bad Gleichenberg

„Bahnfahren liegt im Trend“ sagen die Befürworter, „Bahnfahren ist Schnee von gestern“ die Gegner. Vielerorts ist die Debatte, über die Zukunftsfähigkeit vor allem von Nebenbahnen mittlerweile zum Dauerbrenner geworden.

Unabhängig davon, ob man selbst ein großer „Bahn-Fan“ ist oder nicht, bleibt jedoch festzustellen, dass, vor allem elektrifizierte Eisenbahnen, gerade in Zeiten zunehmender klimatischer Veränderungen eine der umweltfreundlichsten Fortbewegungsarten schlechthin darstellen. „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“ lautet oftmals der einhellige Tenor und es sind mittlerweile viele, die es sich zu Herzen genommen haben und versuchen eine möglichst umweltfreundliche Lebensweise zu führen und damit unseren Planeten auch für die kommenden Generationen lebenswert zu gestalten.

Umso unverständlicher erscheint es manchem, dass überhaupt eine Debatte darüber geführt wird, ob ein voll elektrifiziertes Verkehrsmittel im 21. Jahrhundert abgeschafft werden soll. „100 % emissionsfrei durch das Vulkanland“ – unter diesem Motto verkehrte die Gleichenberger Bahn zuletzt nur mehr an Wochenenden, bevor ihr Betrieb vorerst eingestellt wurde. Der Ball liegt nun bei der Region ein touristisches Konzept einzubringen, wozu am vergangenen Montag ein Online-Workshop gemeinsam mit der FH Joanneum und einer Vielzahl von Ideengeberinnen und Ideengebern, sowie politischen Vertreterinnen und Vertretern stattgefunden hat. Mit teils hervorragenden und vor allem sehr umfangreichen Ideen wurden die unterschiedlichen Konzepte von engagierten Mitmenschen aus der Region vorgestellt. Um die mittelfristige Sicherung der Bahnverbindung Feldbach-Gleichenberg für touristische Zwecke sollte es somit gut bestellt sein – einziger Zankapfel wird wohl die Finanzierung bleiben.

Auch die SPÖ der Stadt Feldbach hat im vergangenen Jahr viel Zeit in das Thema investiert und u.a. eigene Workshops mit Experten zum Thema abgehalten. Neben Ideen in Hinblick auf die touristischen Möglichkeiten, wie etwa die Bewerbung zur Veranstaltungsanreise mit der Bahn oder die Erstellung eines Folders mit touristischen Destinationen in der Region, welche mit der Bahn erreicht werden können, trat vor allem zutage, dass eine langfristige Perspektive nur dann gegeben sein kann, wenn man wieder in den Regelverkehr (Personenverkehr) übergeht.

VBgm. Robert Trummer: „Nur wenn ein Verkehrsmittel sich über längere Zeit mit vernünftigen und regelmäßigen Fahrzeiten etabliert, wird es auch dauerhaft genutzt.“

Hierfür gibt es österreichweit genügend Beispiele. In vielerlei Hinsicht vergleichbar ist die Lokalbahn Lambach-Vorchdorf in Oberösterreich: Mit einer Streckenlänge von 15,6 km ist sie der Gleichenberger Bahn (21,2 km) sehr ähnlich. Beide Bahnen verfügen über je 13 Bahnhöfe bzw. Haltestellen, werden elektrisch betrieben und bedienen ein Gebiet von drei verschiedenen Gemeinden. Auch befinden sich entlang der Strecke in Oberösterreich zwei Kurorte, welche allerdings weit weniger Nächtigungen aufweisen als der Kurort Bad Gleichenberg. Dennoch befördert die Lokalbahn Lambach-Vorchdorf jährlich rund 200.000 Fahrgäste – weit mehr also als die Gleichenberger Bahn zuletzt – und bilanziert ausgeglichen.

„Um eine regelmäßige Frequenz an Fahrgastzahlen zu erwirken, braucht es den Regelverkehr. Kurz- und mittelfristig kann ein touristisches Konzept die Bahn in dem Zustand wie sie momentan ist retten, langfristig sind, vor allem in Hinblick auf die Elektrifizierung der Ostbahn, andere Perspektiven nötig“ ist VBgm. Robert Trummer überzeugt.

Auch SPÖ-Gemeinderat Erich Hackl pflichtet bei:

„Mit der Elektrifizierung der Ostbahn ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für den Personenverkehr in der Region, auch die Bahnverbindung nach Bad Gleichenberg könnte davon profitieren.“

Mit einer Steigerung der Fahrgastzahlen und der Förderung des Bundes, welche ebenfalls nur bei Regelverkehr abrufbar ist, kann die Zukunft der Bahnstrecke Feldbach-Gleichenberg gesichert werden und dazu beitragen, den öffentlichen Verkehr in unserer Region fit für die Zukunft zu machen.